Informationen für Patienten

Stammzelltransplantation

Was ist eine Stammzelltransplantation?

Der Begriff "Stammzelltransplantation" bezeichnet die Übertragung von Stammzellen eines Spenders (mittels einer Infusion) an einen Empfänger. Sie wird nach einer Chemotherapie, insbesondere wenn sie hochdosiert ist, durchgeführt und dient dazu, die Blutbildung wieder herzustellen bzw. zu ersetzen.

Erhält der Empfänger Stammzellen von einer verwandten oder nichtverwandten Person, so wird die Übertragung als allogen bezeichnet, was soviel heißt wie "unterschiedlicher Herkunft". Für eine erfolgreiche Durchführung ist es wie bei einer Organtransplantation unabdingbar, dass die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger übereinstimmen.

Erhält der Empfänger seine eigenen Stammzellen, so bezeichnet man die Übertragung als autolog.

Wie ist der Ablauf einer autologen Stammzelltransplantation?

Die Stammzellen für die autologe Stammzelltransplantation werden aus der peripheren Blutbahn des Patienten gewonnen. Vor der Stammzellgewinnung erfolgt eine Chemotherapie, die unter anderem dazu führt, dass in der Erholungsphase nach Ende der Therapie vermehrt Stammzellen in der Blutbahn auftreten. Die Gewinnung der Stammzellen erfolgt durch eine Leukapherese. Bis zur Übertragung werden die Zellen eingefroren und in flüssigem Stickstoff bei minus 196°C aufbewahrt.

Die Übertragung der aufgetauten Stammzellen intravenös über einen zentralen Venenkatheter. Sie wandern eigenständig ins Knochenmark.

Die Regeneration der Blutbildung setzt mit eineiger Verzögerung ein. Während dieser Zeit besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko.

Abwehrgeschwächte Patienten

Nach einer autologen Stammzelltransplantation benötigt das Immunsystem ca. sechs bis neun Monate bis zur vollständigen Wiederherstellung seiner Funktion.

Meiden Sie im ersten Halbjahr Menschenansammlungen. Tragen Sie gegebenenfalls einen Mundschutz aus Papier.
Meiden Sie Kontakt zu Menschen mit ansteckenden Krankheiten, insbesondere Kinder mit Masern, Windpocken oder Mumps.
Besonders wichtig ist die konsequente Einhaltung von Hygeniemaßnahmen. Waschen Sie sich lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Hände.
Der Kontakt mit Haustieren und Pflanzen gilt als "sicher" solange Sie Verletzungen und Kontakt mit Speichel oder Exkrementen vermeiden.
Gartenarbeit sollten Sie in der ersten Zeit nicht ausüben. Später ist hierzu das Tragen von Handschuhen ratsam.
Besonders im Sommer sollten Sie das Öffnen von Biomülltonnen vermeiden. Gefährliche Pilzsporen oder Bakterien vermehren sich in der Wärme darin in großer Zahl. Beim Öffnen der Tonne könnten durch den Luftsog des Deckels einige Pilzsporen oder Bakterien in Ihre Atemluft gelangen.
Meiden Sie im ersten Jahr das Schwimmen in Seen, Flüssen, Swimming-Pools und den Saunabesuch.
Die Früherkennung von Infektionen verbessert die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung erheblich. Ein Krankheitszeichen für eine Infektion kann Fieber sein. Messen Sie Ihre Körpertemperatur, wenn Sie sich krank fühlen und nehmen Sie umgehend mit Ihrem Arzt Kontakt auf.

Impfungen

Die Konzentration der Antikörper, die ein Mensch im Laufe seines Lebens gegen verschiedene Krankheitserreger gebildet hat, fällt in den ersten Monaten nach einer Stammzelltransplantation deutlich ab. Zu dieser Zeit ist auch das Infektionsrisiko am größten.
Trotzdem sind Impfungen erst zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll, d.h. nach vollständiger Erholung des Immunsystems, da vorher keine oder nur eine unzureichende Immunantwort erfolgt. Schon sechs Monate nach Transplantation sinkt das allgemeine Infektionsrisiko merklich ab. Nach zwei Jahren kann von einer nahezu normalen Abwehranlage ausgegangen werden.
In den ersten sechs Monaten nach autologer Stammzelltransplantation werden keine Impfungen empfohlen. Danach können je nach Alter und Zustand des Patienten Impfungen gegen verschiedene Krankheitserreger notwendig bzw. sinnvoll sein. Hierzu zählen z.B. Polio, Haemophilus influenzae und Diphterie. Älteren Patienten wird die Immunisierung gegen Influenza (Grippeimpfung) empfolen.
Wichtig hierbei ist aber vor allem auch die Impfung von Familienmitgliedern, um den Ausbruch von Grippe im Umfeld des Transplantierten zu verhindern.
Frühestens ein Jahr nach autologer Transplantation ist eine Impfung gegen Pneumokokken (eine Bakterienart) möglich, 2 Jahre nach Transplantation auch gegen Masern, Mumps und Röteln.

aus "Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation" AMGEN

CAR-T-Zell-Therapie

Was sind CAR-T-Zellen und was ist das Besondere an der CAR-T-Zell-Therapie?

Die Krebstherapie mit CAR-T-Zellen ist seit August 2018 in Europa zugelassen und etabliert sich derzeit bundesweit. Die neue Behandlungsmethode kann bei Patienten mit den folgenden Hämatologischen Neoplasien angewendet werden:

  • Akute lymphatische B-Zell-Leukämie
  • Aggressives B-Non-Hodgkin-Lymphom (DLBCL, HGBL, PMBCL)
  • Follikuläres Lymphom
  • Mantelzell-Lymphom
  • Multiples Myelom

Im Mittelpunkt des Verfahrens stehen körpereigene Immunzellen, sogenannte T-Zellen. Bei der personalisierten Behandlung werden diese patienteneigenen Abwehrzellen entnommen, genetisch modifiziert und per Infusion über die Vene wieder in die Blutbahn gebracht. Im Körper werden diese Zellen dann aktiviert, damit sie die Krebszellen erkennen und vernichten können. So kann das Verfahren dauerhafte Krankheitsrückbildungen (Remissionen) bewirken.

Die CAR-T-Zell-Therapie kommt aktuell bei therapieresistenten Blut- und Lymphdrüsenkrebserkrankungen und nach umfangreicher Vortherapie zum Einsatz, wenn eine Heilung durch bislang etablierte Chemo- und Immuntherapien nicht mehr möglich erscheint.

(Stand: März 2023)

Wie läuft die CAR-T-Zell-Therapie ab?

Sammlung der Lymphozyten

Nachdem eine Reihe von Voruntersuchungen durchgeführt wurde, wird dem Patienten Blut entnommen. Dabei werden die weißen Blutkörperchen, die sogenannten Leukozyten, von anderen Blutbestandteilen getrennt. Leukozyten bestehen aus drei Untergruppen. Unterschieden werden Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten. Mit Hilfe einer Maschine werden die T-Lymphozyten aus dem Blut herausgefiltert, da sie für die Herstellung von CAR-T-Zellen werden. Dieser Prozess wird als Leukapharese bezeichnet.

Herstellung der CAR-T-Zellen

Die gewonnenen T-Zellen werden im Labor genetisch modifiziert. Die genetischen Informationen des chimären Antigenrezeptors (chimeric antigen receptor, CAR) werden in die Zelle eingebracht und in der Erbsubstanz verankert. So wird die Erbinformation bei jeder neuen Zellteilung weitergegeben. Mit Hilfe des CAR erkennt und bekämpft das Immunsystem nun die Tumorzellen.

Nach der Herstellung werden die T-Zellen während eines sorgfältig kontrollierten Fertigungsprozesses vermehrt bis die benötigte Anzahl vorhanden ist. Anschließend werden die Zellen mittels Kryokonservierung in flüssigem Stickstoff haltbar gemacht und für den Transport zum Behandlungszentrum vorbereitet. Der gesamte Prozess dauert in der Regel mehrere Wochen.   

Während des Herstellungsprozesses wird der Patient von den behandelnden Ärzten genau überwacht. Wenn die Erkrankung in dieser Zeit fortschreitet oder sich der Zustand des Patienten verschlechtert, können vorübergehend andere Therapien angewendet werden.

Vorbereitende Chemotherapie

Sind die CAR-T-Zellen hergestellt und der Patient befindet sich in adäquatem Zustand, so erhält er für einige Tage eine vorbereitende Chemotherapie. Dadurch soll die Anzahl der weißen Blutkörperchen bzw. der im Körper befindlichen Immunzellen reduziert werden. Dies ist nötig, damit sich die CAR-T-Zellen nach der Infusion optimal im Körper vermehren können.

Infusion der CAR-T-Zellen

Die CAR-T-Zellen werden dem Patienten über die Vene verabreicht. Normalerweise erhält der Patient nur eine Infusion. Diese genügt, um die Erkrankung wirksam zu behandeln. Vor, während und nach der Behandlung wird der Patient sorgfältig im Behandlungszentrum überwacht, damit die zuständigen Ärzte schnell auf mögliche Nebenwirkungen reagieren können.

Was sind mögliche Nebenwirkungen der Therapie?

Alle Medikamente können Nebenwirkungen hervorrufen. Da die CAR-T-Zell-Therapie eine vergleichsweise neue Behandlungsmethode ist, werden weiterhin Informationen über mögliche Nebenwirkungen gesammelt. Um unerwünschte Reaktionen zu vermeiden, sollten Patienten vor der Behandlung mit ihrem behandelnden Arzt über Begleiterkrankungen sowie die Einnahme von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln sprechen. Zudem erhalten Patienten vor der CAR-T-Zell-Therapie vorbeugende Medikamente.    

CAR-T-Zellen können bei einigen Menschen schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen. Deshalb ist während der Behandlung und in der Nachsorge eine besonders engmaschige stationäre Überwachung durch ein multidisziplinäres Team in einem speziell ausgestatteten Zentrum notwendig. Nur so können mögliche Nebenwirkungen schnell erkannt und gut behandelt werden. Je nach Symptom werden neben Ärzten aus der Hämatologie auch Experten weiterer Fachrichtungen einbezogen, insbesondere aus der Intensivmedizin und der Neurologie. Außerdem sind speziell geschulte Mitarbeitende aus der Pflege sowie der Apotheke beteiligt.

Nach der Entlassung wird Patienten empfohlen, für zwei weitere Wochen selbst auf ihre Symptome zu achten und ihre behandelnden Ärzte und Pflegekräfte sofort zu benachrichtigen, wenn sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert.

Häufige Nebenwirkungen, die bei mehr als einem von fünf Patienten nach der CAR-T-Zell-Therapie auftreten:

  • Zytokinfreisetzungssyndrom (eine systemische Entzündungsreaktion)
  • Fieber und Schüttelfrost
  • niedriger Blutdruck und niedriger Sauerstoffgehalt
  • Probleme mit dem Nervensystem einschließlich des Gehirns (Enzephalopathie), Kopfschmerzen, Zucken oder Zittern und Schwindel
  • schnelle Herzfrequenz und Veränderungen des Herzrhythmus (Arrhythmie)
  • starke Müdigkeit
  • Husten
  • Verdauungsauffälligkeiten wie Übelkeit, Erbrechen, verminderter Appetit, Durchfall und Verstopfung
  • fieberhafte Neutropenie (Fieber, das mit dem Rückgang der Anzahl der Neurophilen verbunden ist - eine Art weißer Blutkörperchen, die Infektionen bekämpft)

Nebenwirkungen von Chemotherapie

Übelkeit/Erbrechen

Erbrechen ist eigentlich ein natürlicher Schutzmechanismus der Körpers. Durch Erbrechen kann der Körper Giftstoffe, die in den Magen gelangt sind, schnell wieder loswerden.
Im Gerhirn befindet sich ein sogenanntes "Brechzentrum", das den gesamten Vorgang koordiniert. Messfühler im Magen-Darm-Trakt und im Gehirn registrieren, wenn ein Giftstoff in den Körper gelangt ist. Sie senden Botenstoffe (Neurotransmitter) aus, die dem Brechzentrum den Befehl zum Erbrechen übermitteln.
Die zur Chemotherapie eingesetzten Medikamente (Zytostatika) erkennt der menschliche Organismus als vermeintliche Giftstoffe und versucht, sie durch Erbrechen wieder auszuscheiden.
Man weiß heute, dass beim chemotherapiebedingten Erbrechen verschiedene Vorgänge zu unterschiedlichen Zeitpunkten ablaufen. Man unterscheidet:

  1. Akutes Erbrechen: innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Chemotherapie
  2. Verzögertes Erbrechen: später als 24 Stunden nach der Chemotherapie
  3. Antizipatorisches Erbrechen: psychisch bedingtes, erlerntes Erbrechen

Antizipatorisches Erbrechen beruht auf negativen Erfahrungen bei einer vorausgegangenen Therapie. Die Patienten verbinden einen Gedanken, einen Geruch oder den Anblick des Krankenhauses mit Erbrechen und müssen sich dann tatsächlich übergeben, obwohl sie noch gar keine erneute Chemotherapie bekommen haben. Es ist daher besonders wichtig, vorbeugend, also vor Beginn der Chemotherapie, Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen einzunehmen, damit der Körper diese Form des Erbrechens gar nicht erst lernen kann.
Ergänzend zur medikamentösen Therapie gibt es Behandlungsmethoden, die darauf ausgerichtet sind, Körper und Geist zu entspannen und von der Behandlung abzulenken. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Therapieteam, wo in Ihrer Umgebung diese Techniken angeboten werden.

(aus "Übelkeit und Erbrechen als Folgen einer Chemotherapie", MSD)

Mundschleimhautentzündung und Durchfall

Bösartige Tumorzellen haben die typische Eigenschaft, sich unkontrolliert zu teilen und dadurch schnell zu wachsen. Dieses rasche Wachstum ist der Angriffspunkt von Chemo- und Strahlentherapie. Beide Therapieformen können die Zellteilung bremsen oder sogar hemmen, indem sie die Erbinformationen der Tumorzelle schädigen.
Ebenso wie Tumorzellen teilen sich auch Schleimhautzellen sehr schnell und erneuern sich damit ständig. Ihre Lebensdauer beträgt zehn bis 14 Tage. Das Gewebe der Schleimhäute besitzt schleimproduzierende Zellen und überzieht viele innere Organe, wie beispielsweise Bereiche der Nase, des Magens, des Darms und der Gebärmutter.

Da Zytostatika und Strahlen vor allem teilungsaktive Zellen angreifen, werden die Schleimhäute durch eine Chemotherapie besonders häufig geschädigt. Diese reagieren mit den typischen Charakteristika einer Entzündung. Diese Symptome können - je nach Schweregrad - Rötungen, Schwellungen, Blutungen und schmerzhafte Geschwüre sein. Bei schweren Formen der Mundschleimhautentzündung kann es dazu kommen, dass der Patient vorübergehend künstlich ernährt werden muss. Eine Magenschleimhautentzündung führt zudem oft zu Durchfällen. In der Behandlung von Durchfällen steht der Ersatz von Flüssigkeitsverlusten im Vordergrund.
Durch das verringerte Zellteilungsvermögen unter Chemotherapie können sich die Mundschleimhäute nur langsam erneuern. Es wird zu wenig Speichel produziert, was wiederum zu Mundtrockenheit führt.

Die folgenden Tipps dienen zur Vorbeugung von Mundschleimhautentzündung und Mundtrockenheit unter Chemotherapie und/oder Bestrahlung. Sie ersetzten jedoch nicht das Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt.

  1. Lassen Sie vor Bestrahlung oder Chemotherapie Ihre Zähne sanieren und eine professionelle Zahnreinigung durch den Zahnarzt durchführen.
  2. Pflegen Sie während der Chemotherapie bzw. Bestrahlung Ihre Zähne besonders sorgfältig mit milden Zahnpasten und Fluorid-Spülung.
  3. Lassen Sie unmittelbar vor und während der Chemotherapie kleine Eiswürfel an der gesamten Mundschleimhaut zergehen.
  4. Zur Linderung der Mukositis und der Mundtrockenheit wird mehrmals täglich eine Salbeitee-Spülung empfohlen.

Haarausfall

Ähnlich wie Schleimhautzellen teilen sich auch Haarzellen sehr rasch und werden daher von einer Chemo- bzw. Strahlentherapie in Mitleidenschaft gezogen. Als Folge dieser Schädigung ist Haarausfall zu beobachten.
Diese Nebenwirkung kann leider nicht verhindert werden. In nahezu allen Fällen wachsen die Haare aber einige Wochen nach der Therapie wieder nach.
Ihr behandelnder Onkologe kann Ihnen rechtzeitig vor Beginn einer Chemotherapie das Rezept für eine Perücke ausstellen. Die Kosten hierfür werden von den Krankenkassen in aller Regel erstattet.
Es gibt jedoch auch Chemotherapiemedikamente, die keinen Haarausfall zu Folge haben.

(aus "Chemotherapie - vertsehen und annehmen.", JANSSEN)

Erschöpfung (Fatigue)

Fatigue (sprich: "Fatieg") ist aus dem Französischen und bedeutet: "Müdigkeit". Krebspatientinnen und -patienten leiden häufig unter einer schnellen Ermüdbarkeit. Dieser Zustand kann u. U. auch längere Zeit nach Erkrankung und Behandlung noch andauern und so zu einer chronischen Erschöpfung führen. Das als "Fatigue-Syndrom" bezeichnete Phänomen fand jedoch trotz seiner Bedeutung bislang wenig Beachtung.

Eigentlich ist Erschöpfung eine natürliche Schutzfunktion des Körpers. Er reagiert so auf Belastungen und tut sein Ruhebedürfnis kund. Durch Schlaf ist der Mensch normalerweise in der Lage, seine Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Dies gilt jedoch leider nicht beim Fatigue-Syndrom. Trotz ausreichender Schlaf- und Ruhephasen fühlen sich die Betroffenen antriebslos und sehr geschwächt. Die Bewältigung des Alltags fällt zunehmend schwer.

Fatigue-Spezialisten gehen von einem multifaktoriellen Entstehungsmechanismus aus. So können u. a. psychologische Einflussmerkmale (z.B. Krankheitsverarbeitung) oder Stoffwechselstörungen (z. B. Zuckerkrankheit) eine Rolle spielen.
Als gesichert gilt ein Zusammenhang zwischen Fatigue-Syndrom und Blutarmut (Anämie). Ein Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) führt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff. Aber nur ein ausreichend mit Sauerstoff versorgter Körper ist leistungsfähig.

Die sogenannte Anämie bei Krebspatienten hat verschiedene Gründe. Die zwei wichtigsten sind die Schädigung von Knochenmarkszellen durch Zytostatika oder durch den Krebs selbst und/oder ein Mangel an Erythropoetin, der durch eine chemo- oder krebsbedingte Schädigung der Niere entsteht.

Um mit den Auswirkungen des Fatigue-Syndroms besser umgehen zu können, sollten Betroffene folgende Tipps beachten:

  1. Teilen Sie Ihre Kräfte ein und planen Sie den Tagesablauf im Voraus. Erledigen Sie zuerst Dinge, die Ihnen am wichtigsten sind und legen Sie zwischendurch Ruhepausen ein.
  2. Scheuen Sie sich nicht, verstärkt die Hilfe anderer in Anspruch zu nehmen.
  3. Stecken Sie sich realistische Ziele und versuchen Sie, Ihre ggf. reduzierte Leistungsfähigkeit zu akzeptieren.
  4. Eine gesunde Ernährung trägt zum Wohlbefinden bei. Versorgen Sie daher Ihren Körper mit ausreichend Vitaminen und Spurenelementen.
  5. Damit Sie sich entspannen und Kraft schöpfen können, ist es wichtig, die Krankheit manchmal "beiseite" zu legen. Räumen Sie daher Beschäftigungen, wie Lesen, Musik hören und Geselligkeit genug Zeit ein.

(aus "Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation", AMGEN)

Weitere Informationen finden Sie unter:

Webseite der Deutschen Fatigue-Gesellschaft

Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen

Probleme mit dem Gedächtnis und der Konzentration sowie ein allgemeines Gefühl, geistig nicht mehr so wie früher zu funktionieren, werden umgangssprachlich als "Chemo-Gehirn" bezeichnet. In der Fachsprache wird von "kognitiven Defiziten" gesprochen [Kognition = Wahrnehmung, Erkenntnis, Denkvermögen]. Typische Symptome für ein "Chemo-Gehirn" sind:

  1. Gedächtnisstörungen
  2. Konzentrationsschwäche
  3. Lernprobleme
  4. Schwierigkeiten, das richtige Wort zu finden
  5. Probleme bei der Bewältigung der alltäglichen Aufgaben

Viele Patienten nehmen diese Symptome während der Chemotherapie wahr. Nach einem Jahr lassen sie nach oder verschwinden sogar ganz. Bei einigen Patienten kann das "Chemo-Gehirn" allerdings jahrelang bestehen bleiben.
Die genaue Ursache dieser Symptome, insbesondere, wenn sie länger als ein Jahr andauern, sind nicht bekannt. Aber es gibt eine Reihe behandelbarer Faktoren, die eventuell eine Rolle spielen, wie:

  1. Verminderung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
  2. Stress
  3. Depression
  4. Angst
  5. Fatigue/schwere Erschöpfung (auch Schlafstörungen)
  6. Medikamente zur Behandlung von Nebenwirkungen
  7. hormonelle Änderungen, die in Zusammenhang mit der Krebstherapie stehen

Es ist also wichtig, dem Arzt davon zu berichten, wenn Probleme mit dem Gedächtnis oder andere der oben genannten Symptome auftreten.

Konzentration ist die Fähigkeit zu arbeiten, ohne sich durch andere Personen, Gefühle oder Aktivitäten ablenken zu lassen. Es gibt drei Schritte, um die Konzentrationsfähigkeit zu fördern:

1. Konzentration aufbauen
Seien Sie sich bewußt über äußere Ablenkungen und versuchen Sie, diese auszuschalten (z.B. Telephon).
Nehmen Sie auch innere Ablenkungen (Gedanken, Gefühle, Hunger, Müdigkeit, u.s.w.) bewußt wahr und sorgen Sie für einen "freien Kopf".
Legen Sie sich beispielsweise eine Notizblock bereit. Wenn Ihnen etwas Wichtiges einfällt, können Sie es aufschreiben und dann zu Ihrer Aufgabe zurückkehren.

2. Konzentration verbessern
Versuchen Sie, Interesse aufzubauen und sich zu motivieren.
Teilen Sie Aufgaben in kleine Abschnitte. Dadurch haben Sie häufiger das Gefühle, eine Aufgabe erledigt zu haben.
Planen Sie Pausen gemäß Ihrer Konzentrationsfähigkeit ein (z.B. Spaziergang oder andere körperliche Aktivität)
Benutzen Sie einen Bleistift oder Marker, wenn Sie lesen. Dann sind Sie aktiver bei der Sache.
Variieren Sie Ihre Aufgaben. Ein Wechsel tut so gut wie eine Pause.

3. Konzentrationsgewohnheiten entwickeln
Finden Sie eine regelmäßige Tageszeit, zu der es Ihnen gelingt, sich zu konzentrieren und Aufgaben zu erledigen.
Überlegen Sie, was für Sie zu einer konzentrationsfördernden Atmosphäre gehört.
Gönnen Sie sich Pausen.
Achten Sie darauf, wenn möglich, eine Aufgabe abzuschließen, bevor Sie eine neue beginnen.

Möglichkeiten, die Merkfähigkeit zu verbessern:
Sie sollten immer eine Schreibblock griffbereit haben. Führen Sie z.B. Listen darüber, was einzukaufen oder zu erledigen ist. Schreiben Sie sich Ihre Medikamente oder Namen von Personen auf, an die Sie sich erinnern wollen. Sie könne auch so banale Dinge aufschreiben, wie wo Sie Ihr Auto geparkt haben.
Treiben Sie Sport, essen Sie gesund und achten Sie auf ausreichend Erholung und Schlaf.
Benutzen Sie einen Wandkalender, um an Verabredungen und andere wichtige Erledigungen zu denken. Sie können auch einen Zettel an den Kühlschrank oder den Badezimmerspiegel heften.
Machen Sie Kreuzworträtsel und lösen Sie Denksportaufgaben, oder gehen Sie zu einem Vortrag, der Sie interessiert.
Abhängig davon wie offen Sie mit privaten Angelegenheiten umgehen, können Sie Freunde und Angehörige darüber aufklären, was Sie zurzeit durchmachen und dass Sie sich in einer Phase befinden, in der Sie Dinge vergessen, die Sie normalerweise nicht vergessen würden. Ihre Freunde und Angehörigen können Sie so besser verstehen, Ihnen ggf. helfen und Sie ermutigen.

(aus "Das Chemohirn - Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen nach Chemotherapie", DLH)

Weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.leukaemie-hilfe.de

Missempfindungen in Händen und/oder Füßen (Polyneuropathie)

Hierunter werden Nebenwirkungen an den Nervenbahnen, vor allem der Hände und Füße, verstanden. Es gibt nur wenige Zytostatika, die solche Störungen verursachen. Häufig ist ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl zu spüren, manchmal auch Muskelschwäche. Auch Nerven des Verdauungstraktes können betroffen sein, was sich in ausgeprägter Verstopfung äußern kann. Sind die Nervenstörungen ausgeprägt, spricht man von einer "Polyneuropathie". Häufig sind diese Symptome vorübergehender Natur, mitunter können sie aber auch bleibend sein.

Zur Behandlung werden Vitamin B, a-Liponsäure der GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) eingesetzt - nicht immer mit dem gewünschten Erfolg.

(aus "Chemotherapie - verstehen und annehemen., JANSSEN)

Blutbildveränderungen

Eines der Körpergewebe, die sich am schnellsten erneuern, ist das Knochenmark.
Im Knochemnark werden die drei wichtigsten Bestandteile des Blutes gebildet: rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Die Erythrozyten transportieren den lebensnotwendigen Sauerstoff im Körper. Die Blutplättchen sorgen z.B. bei einer Schnittverletzung für die Blutstillung. Die Leukozyten dienen der Bekämpfung von Infektionen.
Eine große Anzahl von Zytostatika kann die Fähigkeit des Knochenmarkes zur Bildung der wichtigen Blutbestandteile vorübergehend herabsetzen. Diese Wirkung tritt immer mit einer gewissen Verzögerung ein. Betroffen sind vor allem die Leukozyten und Thrombozyten. Ein bis zwei Wochen nach der Chemotherapie, mitunter erst nach vier bis fünf Wochenzeigt sich die verminderung der Leukozyten und Thrombozyten im Blutbild. Den niedrigsten Stand der Leukozyten nennt man auch "Nadir".
Welche Symptome können auftreten?

Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten)

Bei verminderter Zahl der weißen Blutkörperchen ist die Abwehrkraft, vor allem gegenüber Infektionen, vermindert. Beim Zusammentreffen mit Mitpatienten, Angehörigen und Bekannten mit Infekten ist Vorsicht geboten. Achten Sie auf eine gute Körperhygenie, häufiges Händewaschen und regelmäßige Mundspülungen.

siehe auch: vorübergehende Immunschwäche (unten)

Verminderung der Blutplättchen (Thrombozyten)

Aufgabe der Thrombozyten ist die Blutgerinnung und die Vermeidung von Blutungen. Zeichen des Thrombozytenmangels sind stärkeres Nasen- und Zahnfleischbluten, verlängerte oder verstärkte Menstruationsblutungen. Auch Blutauflagerungen auf dem Stuhl oder Blut im Urin können Symptome sein. Ein Zeichen der Blutungsbereitschaft können kleine rote, nadelstichartige Hautblutungen ("Petechien") sein.
Ein schwerer Mangel an Blutplättchen kann mit Transfusionen von Thrombozytenkonzentrat behoben werden.

Verminderung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten)

Bei einer Verminderung der roten Blutkörperchen sprichr man von Blutarmut, einer sogenannten "Anämie". Ein Mangel an roten Blutkörperchen führt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff. Aber nur ein ausreichend mit Sauerstoff versorgter Körper ist leistungsfähig. So kann es während einer Anämie zu verstärkter Erschöpfung und rascher Ermüdbarkeit kommen.

sie auch: Erschöpfung (oben)

(aus "Chemotherapie - vertsehen und annehmen.", JANSSEN)

vorübergehende Immunschwäche

Eine Chemotherapie kann die Fähigkeit des Knochenmarks zu Bildung wichtiger Blutbestandteile vorübergehend herabsetzen. Betroffen sind vor allem die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und die Thrombozyten (Blutplättchen). Bei verminderter Zahl weißer Blutkörperchen ist die Abwehrkraft, vor allem gegenüber Infektionen, vermindert.
Bakterien können sich ungehindert vermehren und es kann zu Lungenentzündungen, Sepsis (Blutvergiftung), schweren Magen-Darm-Infektionen, infektiösen Hautentzündungen und Infektionen der Nieren und Harnwege kommen.
Um dies zu verhindern werden in dieser Zeit prophylaktisch Antibiotika gegeben.

Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, sollten während einer Chemotherapie im täglichen Leben besondere Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Stets ist sorgfältig auf alle Anzeichen zu achten, die auf Infektionen hindeuten. Auch aus kleinen Verletzungen oder banalen Erkältungen kann sich innerhalb kurzer Zeit ein bedrohlicher Zustand entwickeln.
Deshalb sollten Sie sich beim Auftreten folgender Beschwerden, auch wenn sie nur gering sind, umgehend mit Ihrem Arzt in Verbindung setzen:

  1. erhöhte Körpertemperatur über 38 °C (Fieber)
  2. Schüttelfrost
  3. Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
  4. Durchfall
  5. Husten, Atemnot
  6. Schmerzen beim Schlucken, Halsentzündungen (Angina)
  7. Blutungen
  8. Veränderungen an Haut und Schleimhäuten
  9. Bewusstseinsstörungen

(aus "Chemotherapie und Infektionsrisiko", AMGEN)

Psychoonkologischer Dienst

Beratung und Begleitung

Der psychoonkologische Dienst bietet Ihnen und Ihren Angehörigen während der Behandlungszeit im Klinikum Chemnitz Beratung und Begleitung an.

Ein vertrauensvolles Gespräch kann dazu beitragen, wieder Hoffnung zu schöpfen, die Erkrankung und alle damit einhergehenden Belastungen besser zu bewältigen und das seelische Gleichgewicht wiederzufinden.

Wichtig ist uns, gemeinsam mit Ihnen zu überlegen, wie Sie dabei Ihre Stärken und Fähigkeiten nutzen und erweitern können.

Wir können Sie auf Ihrem Weg Schritt für Schritt begleiten und so zum Erfolg der medizinischen Behandlung beitragen.

Mehr zum Psychoonkologischen Dienst finden Sie hier.

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