Winzige Zellen, große Chance: 50. Patientin erhält CAR-T-Zelltherapie

In unserer Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie hat diese Woche die 50. Patientin ihre CAR-T-Zelltherapie erhalten. Für die 73-Jährige, die seit 2013 an einem Multiplen Myelom, einem Tumor des Knochenmarks, leidet, bietet diese Behandlung eine neue Perspektive. Sie hat bereits verschiedene Chemotherapien, eine Bestrahlung und zwei Stammzelltransplantationen hinter sich, doch die Krankheit kehrte jeweils zurück. Nach dem letzten Rückfall entschieden sich unsere Spezialisten mit der CAR-T-Zelltherapie für eine innovative Form der Immuntherapie.

Ende April wurden der Patientin körpereigene Immunzellen entnommen und im Labor genetisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und gezielt bekämpfen können. Nach der genetischen Modifikation, wurden die Zellen in einem stickstoffgekühlten Gefäß in unsere Klinik zurückgebracht, dort in einem Stickstofftank gelagert und kurz vor der Therapie in einem speziellen Gerät aufgetaut. Anschließend wurden die modifizierten Immunzellen per Infusion wieder in die Blutbahn der Patientin eingebracht. Während der gesamten Therapie wurde der Zustand der Patientin, wie zum Beispiel der Blutdruck, fortlaufend kontrolliert, um bei unerwünschten Reaktionen sofort reagieren zu können. Die Patientin hat die Therapie bisher gut vertragen und wird jetzt engmaschig auf Station überwacht.

Die CAR-T-Zelltherapie kommt aktuell bei therapieresistenten Blut- und Lymphdrüsenkrebserkrankungen und bei Rückfallpatienten nach umfangreicher Vortherapie zum Einsatz, wenn eine Heilung durch bislang etablierte Chemo- und Immuntherapien nicht mehr möglich erscheint. Das neue Verfahren wird nur in hochspezialisierten Einrichtungen durchgeführt, die einen aufwendigen Prüfprozess durchlaufen haben, die strukturellen Anforderungen erfüllen und langjährige Erfahrung mit den zu behandelnden Erkrankungen sowie Fachkompetenz im Bereich der Zelltherapie aufweisen. Seit 2023 bieten wir diese Therapie in unserem Haus an.

Doch wir gehen noch weiter: Neben der routinemäßigen klinischen Anwendung von CAR-T-Zellen begleitet unser Klinikum auch die Erforschung neuer Zelltherapieentwicklungen. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt und sächsischen Cluster für Präzisionstherapie „SaxoCell“ ist die Klinik für Innere Medizin III in mehreren Teilprojekten beteiligt. Im Rahmen des Teilprojektes „SafeTy“ widmen wir uns gemeinsam mit den Projektpartnern der Optimierung von Zelltherapien und deren Überführung in die klinische Anwendung. Dabei werden verschiedene Ansätze zur Reduktion von schwerwiegenden Nebenwirkungen der Zelltherapie untersucht. Die verschiedenen Teilprojekte innerhalb von SaxoCell verfolgen das Ziel, Patienten mit schweren, unheilbaren Krankheiten wirksame, sichere und bezahlbare Zell- und Gentherapien zur Verfügung zu stellen.