Für jedes Kind und jeden Krankenhaustag wird individuell die Nahrung zubereitet.
Muttermilch
Muttermilch ist die erste Wahl für die Ernährung von Früh-und Reifgeborenen.
Die Zusammensetzung der Muttermilch ändert sich im Verlauf der Zeit: Die Vormilch (Kolostrum) enthält besonders viel Protein und Antikörper. Der Eiweißgehalt nimmt im Verlauf der Zeit langsam ab, der Fettanteil steigt. Für die Ernährung optimal ist die Muttermilch im ersten Lebenshalbjahr des Kindes.
Bei sehr kranken kleinen Frühgeborenen, deren Mütter selbst noch medizinisch behandelt werden müssen, ist die Gabe der eigenen Muttermilch sowie das Stillen noch nicht immer möglich. Für diese Situationen ist Frauenmilch eine gute Alternative zur Ernährung.
Vorteile der Frauenmilch gegenüber einer künstlichen Milch: Frauenmilch enthält Bestandteile die
- das Wachstum von Bakterien hemmen (Immunglobuline, Fettsäuren, Bifidusfaktor, Oligosaccharide)
- das Abwehrsystem stärken (Zytokine, Wachstumsfaktoren, langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Hormone)
- Entzündungsreaktionen hemmen (Adhäsionsmoleküle, Laktoferrin)
Die Ernährung mit Spenderinnenmilch ist für den Heilungsprozess kranker Frühgeborene günstig:
- Es ist schneller möglich, die Nahrung über den Darm und nicht mehr als Infusion über die Venen zu geben.
- Die Abwehrkräfte des Kindes werden gestärkt (sogenannte „Immunmodulation“).
- Das Risiko, eine schwere Darmentzündung zu bekommen, ist geringer, ebenso die Gefahr für schwerste Infektionen (Sepsis), Augenerkrankungen (Netzhautablösung - sogenannte Frühgeborenenretinopathie) und chronische Lungenschäden des Frühgeborenen (bronchopulmonale Dysplasie).
- Die Nervenentwicklung verläuft optimaler und das Risiko, als Baby im ersten Lebensjahr wieder im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, ist geringer.
Frauenmilchbanken
Die Bereitschaft von jungen Müttern, überschüssige Milch für kranke Frühgeborene zur Verfügung stellen, ist ein Geschenk für kranke Frühgeborene.
Erste Sammelstelle für Frauenmilch in Europa entstand 1909 in Wien.
Aktuell gibt es in Deutschland 13 Frauenmilchbanken, 12 in den neuen Bundesländern, 1 in den alten. In Europa werden derzeit etwa 200 Milchbanken betrieben, wobei Skandinavien die höchste Versorgungsdichte aufweist. Bemerkenswerter Weise haben die skandinavischen Länder auch sehr gute Ergebnisse in der Neugeborenen-Medizin (Neonatologie).
Die Spenderin sollte gesund sein. Vor der ersten Spende wird anhand des Schwangerenvorsorgeheftes geprüft, welche Infektionskrankheiten schon absolviert wurden. Teilweise ist noch einmal eine Blutkontrolle erforderlich. Alkohol-, Drogen und Nikotinkonsum sind nicht mit einer Spende vereinbar. Maßvoller Kaffeegenuss bis zu drei Tassen am Tag ist möglich und birgt kein Risiko, auch nicht für das Stillen des eigenen Kindes. Das gleiche gilt für koffeinhaltigen Tee, wobei aufgrund des geringeren Substanzgehaltes nach jetzigem Wissensstand bis etwa sechs Tassen am Tag unbedenklich sind. Individuell geprüft werden muss die Eignung zur Spende bei regelmäßigen Medikamenteneinnahmen.
Als Frauenmilch-Spenderin kommen Sie in Frage, wenn:
- Sie gesund sind und keine schweren Krankheiten (Hepatitis u. ä.) in der Vergangenheit hatten
- Ihr Kind voll stillen und mind. 250 ml / Tag übrig haben
- Ihr Kind max. 6 Monate alt ist
- Sie keine frischen Tattoos und Piercings haben
- Sie nicht rauchen und keinen Alkohol trinken, Medikamente werden individuell betrachtet
- Sie mit einer Blutentnahme einverstanden sind