Aortenaneurysma europaweit erstmals mit neuartigem Stent-System behandelt
| Datum: Mittwoch, den 08.10.2025 um 09:00 Uhr
Bei Aussackungen der Brustschlagader, sogenannten thorakalen Aneurysmen, handelt es sich um eine seltene Gefäßerkrankung, an der ungefähr sechs von 100.000 Menschen leiden. Häufig sind die Erkrankten älter als 60 Jahre, Männer sind fünfmal häufiger als Frauen betroffen. Besonders kompliziert zu behandeln sind diese Aneurysmen, wenn zusätzlich aus der Hauptschlagader abgehende Gefäße mit betroffen sind.
Experten des Gefäßzentrums am Klinikum Chemnitz haben nun europaweit erstmals ein solches Aneurysma mittels eines neuartigen Stentsystems (Tianyi®) endovaskulär, also mit minimalinvasiver Kathetertechnik, operiert. Während bisher sehr teure patientenindividuelle Spezialanfertigungen in diesem Bereich erforderlich waren, kann der hier angewendete innovative Stent während der Operation sehr einfach mit Ausgängen für weitere mitbetroffene Gefäße versehen werden. Das neue System macht somit individuelle Lösungen überflüssig und ist zudem sehr sicher einsetzbar. Der Hersteller arbeitet in einem bestimmten Bereich des Stents mit einer besonderen Ummantelung, die mit einem herkömmlichen Interventionsdraht überwunden werden kann. Darüber kann dann ein weiterer Stent für das mitbetroffene Gefäß implantiert werden, der als Abzweigung dicht mit dem Hauptstent abschließt.
Dieser Stentgraft, der eine Herstellung eines Gefäßabgangs beim Patienten erlaubt – eine so genannte eine In-situ-Fenestration –, ist europaweit erstmals am Gefäßzentrum Chemnitz implantiert worden. „Damit ist die Notfalltherapie und auch die geplante endovaskuläre Therapie im Bereich der Brustschlagader um einiges einfacher und wirtschaftlicher geworden“, so Dr. med. Sven Seifert, Chefarzt der Klinik für Thorax-, Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie und Leiter des Gefäßzentrums. „Indem wir an den Gefäßen der Patienten selbst die Abgänge anlegen können, gibt es keine wochenlangen Wartezeiten mehr für die Anfertigung individueller Stentgrafts.“
Da die gesamte Operation über Punktionen stattfindet, ist sie auch bei älteren Patienten mit niedrigem Risiko durchführbar. Der europaweit erste Patient, der nun am Gefäßzentrum Chemnitz mit dem System behandelt wurde, ist 81 Jahre alt. Er litt unter einer bereits teilweise geplatzten Erweiterung des Gefäßes im Abgangsbereich der linken Arm-Arterie. Über eine Punktion in der rechten Leiste und einen Zugang über die linke Armarterie konnte der Stent eingesetzt und die Abzweigung sicher hergestellt werden. Die erste Operation dauerte nur etwas über zwei Stunden. Der Patient hat die Operation komplikationslos überstanden.
Für diese Art von komplexen Aortenerkrankungen ist die Expertise an einem Aortenzentrum ausschlaggebend. Dabei setzt die Klinik auf ein sehr gut ausgebildetes Team und innovative Technologien in einem Hybrid-Operationssaal. Chemnitz ist eines der bundesdeutschen Zentren, das auf jahrelange Expertise besonders in minimalinvasiven Verfahren zurückblicken kann. „Diese Arten von Therapien erfordern sehr viel Erfahrung und ein belastbares Team“, so Dr. med. Thomas Grube, Leiter der endovaskulären Gefäßchirurgie. „Bei gefäßchirurgischen Eingriffen entscheiden minimale Details und die richtige Technologie über den Erfolg.“
Hinweis für Medienvertreter und Redaktionen: Das dieser Pressemitteilung beigefügte Bildmaterial zeigt Dr. Thomas Grube (links), Leitender Oberarzt der Gefäßchirurgie in der Klinik für Thorax-, Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie, und Dr. Sven Seifert (rechts), Chefarzt der Klinik für Thorax-, Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie, im Hybrid-OP mit dem Stentgraft. Es kann mit dem Hinweis Foto: Klinikum Chemnitz und im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung kostenfrei verwendet werden.