Alterstraumazentrum: Interdisziplinäre Versorgung für Senioren nach Frakturen

Interdisziplinäre Versorgung für Senioren nach Frakturen: Alterstraumazentrum am Klinikum Chemnitz zertifiziert

Die Zahl hochbetagter, mehrfach erkrankter Patientinnen und Patienten, die nach Stürzen in die Notaufnahme kommen, nimmt stetig zu. Schwerwiegende Frakturen wie hüftgelenknahe Oberschenkelbrüche (Femurfrakturen) führen bei älteren Menschen oft zu langen Klinikaufenthalten und können deren weiteres Leben stark beeinträchtigen. Im Alterstraumazentrum des Klinikums Chemnitz wird diesen Patienten eine spezialisierte, interdisziplinäre medizinische Versorgung zuteil. Nun wurde das Behandlungszentrum von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziert. Die Zertifizierung bestätigt die hohe Behandlungsqualität, die sich nach den wissenschaftlich fundierten Standards der DGU richtet.

„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung, welche unsere hohe fachliche Expertise und gute interdisziplinäre Zusammenarbeit würdigt“, sagt Dr. med. Franziska Vogel, ärztliche Leiterin des Alterstraumazentrums und Fachärztin der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie. „Unser Ziel im Zentrum ist es, die Betroffenen nach der Operation so früh wie möglich zu mobilisieren und schnellstmöglich wieder in ihr gewohntes Umfeld zurückzuführen, um ihre Lebensqualität zu erhalten.“

Für die Region Südwestsachsen, die vom demografischen Wandel besonders stark betroffen ist, ist dieses hochspezialisierte Zentrum von zentraler Bedeutung. Prof. Martin Wolz, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums Chemnitz und selbst Facharzt für Neurologie sowie ausgebildeter Geriater, betont: „Unser Alterstraumazentrum ist nun eine von drei zertifizierten Einrichtungen dieser Art in ganz Sachsen und damit neben den Zentren in Zwickau und Rodewisch ein wichtiger Pfeiler für die Diagnostik, Therapie und Rehabilitation bei Verletzungen im Alter – der sogenannten Alterstraumatologie.“

Kernstück der optimalen ganzheitlichen Behandlung älterer Menschen mit Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates ist die enge fachübergreifende Zusammenarbeit des Geriatriezentrums und der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie. Neben den Medizinern sind auch qualifizierte Fachpflegekräfte, Physiotherapeuten, Psychologen, Sozialdienst und Zentralapotheke in die komplexe orthogeriatrische Behandlung eingebunden.

Seit dem vergangenen Jahr werden die Patienten und deren geriatrische Risikopotenziale mithilfe eines speziellen Screenings identifiziert. Dabei handelt es sich um einen standardisierten und wissenschaftlich fundierten Fragebogen, der bei der Aufnahme des Patienten in der Zentralen Notaufnahme erhoben wird. Dies wird bei allen stationär aufgenommenen Patienten ab 70 Jahren mit Frakturen im Bereich der Hüfte, des Beckens, der Wirbelsäule und der Schulter durchgeführt, die in der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie operativ osteosynthetisch und endoprothetisch versorgt oder konservativ behandelt werden. Zeigen sich beispielsweise Auffälligkeiten oder Risiken für weitere Stürze, wird der Patient in unserem Haus interdisziplinär weiterbehandelt. Bei dieser Behandlung können frühzeitig die passenden Hilfen oder Therapien eingeleitet oder angeboten werden.

Das Behandlungskonzept des Alterstraumazentrums umfasst neben der eigentlichen Versorgung der Frakturen die Diagnostik und Behandlung geriatrischer Syndrome, die Abklärung erforderlicher rehabilitativer Behandlungsbedarfe und interdisziplinäre Visiten. In wöchentlichen Fallbesprechungen diskutieren zudem alle beteiligten Spezialisten gemeinsam den Behandlungsplan jedes einzelnen Patienten und legen individuell die bestmögliche Therapie fest. Auch das Polymedikationsmanagement, also die Erhebung, Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der bestehenden Medikation, ist Teil der interdisziplinären Zusammenarbeit. Neben einer kürzeren Verweildauer sollen Komplikationen verringert sowie unerwünschte Arzneimittelwirkungen vermieden werden.