Leidenschaftlicher Angler besiegt schwere Prostatakrebserkrankung

| Datum: Montag, den 10.11.2025 um 15:00 Uhr

Mit heftigen Rückenschmerzen im Dezember 2022 fing es an. Joachim Unger dachte sich nichts dabei, als seine Hausärztin ihn zur Abklärung zum MRT schickte. Im Januar dann die Diagnose: Prostatakrebs mit Metastasen im gesamten Körper. Der 69-Jährige aus Irbersdorf bei Sachsenburg zeigt eine eindrucksvolle PET-CT-Aufnahme aus dieser Zeit: sein Körper als zarter Schatten, darin der Tumor in der Prostata als großer dunkler Kreis und überall im Körper verteilt kleinere Punkte, die Metastasen.

Als Joachim Unger sich an die Diagnose erinnert und davon erzählt, bleibt er gelassen: „Für mich ist das Glas immer halb voll“, erklärt er lächelnd. Seine Urologin empfiehlt ihm eine Chemotherapie. Er lehnt ab. „Ich wollte, dass es mir bessergeht, nicht noch schlechter.“ Joachim Unger ahnt, dass bei dem fortgeschrittenen Stadium seiner Krebserkrankung die Chemotherapie und deren Nebenwirkungen heftig sein würden. Im Sommer 2023 kommt er auf die Palliativstation des Klinikums. Dort sollen die Schmerzmittel so eingestellt werden, dass er Lebensqualität gewinnt. Seiner großen Leidenschaft, dem Angeln, geht Joachim Unger weiterhin nach. Doch der Weg vom Auto bis zu seiner Lieblingsstelle an einem Teich nahe Hainichen dauerte nun länger. „Alle paar Minuten musste ich stehenbleiben, um Kraft zu schöpfen“, erinnert er sich. Nach dem einwöchigen Krankenhausaufenthalt geht es ihm schon bedeutend besser. Doch der Krebs ist ja immer noch da.

Neuartige Therapie für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs

Irgendwann bekommt er einen Flyer in die Hände, der eigentlich für Mediziner gedacht ist. Dort wird die sogenannte Radioliganden-Therapie beschrieben. Eine erste kurz zuvor in Deutschland zugelassene nuklearmedizinische Therapie für Patienten mit Prostatakrebs im fortgeschrittenen, also metastasierten Stadium. Das Klinikum Chemnitz bietet sie – im Prostatakarzinomzentrum gemeinsam mit den Zeisigwaldkliniken Chemnitz – seit Mai 2023 an. Die Ergebnisse sind sehr ermutigend für schwer krebskranke Patienten. Joachim Unger insistiert immer wieder, bei seiner Hausärztin, bei seinem Urologen, bei jedem Arzt, auf den er trifft. Das Problem: Er muss vorher eine Chemotherapie machen. „Das ist bei innovativen Therapien so festgelegt: Erst muss die etablierte Therapie angewendet werden. Wenn die keine oder nur eine geringe Wirkung hat, darf laut Zulassung die neue Behandlung zum Einsatz kommen“, erklärt Prof. Dr. Klaus Zöphel, Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin des Klinikums Chemnitz. Joachim Unger lässt sich schließlich auf eine Chemotherapie ein. „Damit ging es mir sehr schlecht“, erinnert sich der Irbersdorfer. Wie sich anschließend in der bildgebenden Diagnostik und bei den Tumormarkern im Blut zeigt, hat die Chemotherapie bei Tumor und Metastasen nichts bewirkt.

Jetzt ist es soweit. Die Mediziner entscheiden im Urologie-Tumorboard – der Konferenz mit Krebs-Experten unter anderem aus der Urologie im Bethanienkrankenhaus Chemnitz und der Nuklearmedizin des Klinikums zu jedem Tumorpatienten: Joachim Unger erhält die Radioliganden-Therapie. Im Oktober 2024 kommt er zum ersten Mal in die Klinik für Nuklearmedizin des Klinikums Chemnitz. Es folgen zahlreiche vorbereitende Untersuchungen. Ende Oktober erhält er die erste Infusion, am 1. April 2025 die vierte. „Üblich sind insgesamt sechs Zyklen im Abstand von jeweils sechs Wochen“, erklärt Chefarzt Prof. Zöphel. „Bei Herrn Unger jedoch haben wir schon nach vier Zyklen die Therapie beenden können, weil sein Tumor und seine Metastasen extrem gut darauf angesprochen haben.“ Viermal erhält der Patient eine Infusion mit Lutetium-177-PSMA-617 (Pluvicto®). Das radioaktive Medikament enthält Moleküle, welche gezielt an Prostatakrebszellen und deren Metastasen andocken und diese sozusagen von innen bestrahlen. Die Wirkung ist enorm: Auf der PET-CT-Aufnahme nach dem vierten Therapiezyklus ist vom Krebs nichts mehr zu sehen. Das Prostatakarzinom und seine vielen Metastasen sind vollständig verschwunden. „Bei der Anfangsdiagnose von Herrn Unger wäre eine komplette Remission der Erkrankung vor kurzem noch undenkbar gewesen“, sagt der Nuklearmediziner. Seit der Therapie fühle er sich wieder großartig, sagt der 69-Jährige. Mithilfe einer Physiotherapeutin besiegte er auch noch die Schmerzen, die aufgrund von Schonhaltung und Blockade entstanden waren. „Meine Lebensqualität ist wieder bei 100 Prozent“, erklärt er strahlend. Längere Wege beim Angelausflug sind jetzt kein großes Problem mehr. Oder er nimmt gleich das Auto.

Vorteil für Gesamtüberleben UND Lebensqualität“

„Herr Unger ist ein Musterbeispiel für die Wirkung der innovativen Therapie, die wir schwerkranken Prostatakrebspatienten anbieten können, nachdem alle anderen Behandlungen ausgeschöpft sind“, sagt Prof. Michael Fröhner, Chefarzt der Klinik für Urologie der Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz und Leiter des Prostatakarzinomzentrums. Zwar könnten die Patienten damit nicht in jedem Fall von der Erkrankung geheilt werden, doch in vielen Fällen könne der Krebs zurückgedrängt werden und die Patienten haben Aussicht auf mehr Lebenszeit und eine deutlich höhere Lebensqualität. „Bevor die Therapie zum Einsatz kommt, wird bei den infrage kommenden Patienten geprüft, ob der Tumor auf das Therapeutikum ansprechen wird“, ergänzt Prof. Zöphel. Wenn dies der Fall ist, wird mit der Therapie begonnen. „Die Kombination von Therapie und diagnostischer Bildgebung hat zudem den Vorteil, dass der Weg des Radiopharmakons im Patienten verfolgt und somit Wirkung und Nebenwirkungen dieser Therapie quantitativ gemessen werden können“, so Zöphel weiter. Kurz: „Die Radioliganden-Therapie bietet Krebspatienten mit ihrer durchschlagenden Wirkung und vergleichsweise sehr geringen Nebenwirkungen einen signifikanten Vorteil für das Gesamtüberleben UND der Lebensqualität.“

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind pro Jahr etwa 63.400 Neuerkrankungen zu verzeichnen. Das Prostatakarzinom zählt zu den bösartigen Tumoren, wächst jedoch in der Regel langsam. Je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto höher sind die Heilungschancen. Die Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz und das dort angesiedelte und von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Prostatakarzinomzentrum kooperieren seit 2013 mit dem Klinikum Chemnitz in einer gemeinsamen Tumorkonferenz, in der jeder einzelne Patientenfall vorgestellt und gemeinsam die individuell beste Therapie festgelegt wird. Jährlich werden in unserem Onkologischen Zentrum rund 1.000 Patienten interdisziplinär besprochen.

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