CAR-T-Zellen retten dem Krebspatienten Matthias Barth das Leben

| Datum: Freitag, den 27.09.2024 um 14:00 Uhr

Matthias Barth bemerkt beim Duschen eine ungewöhnliche Wölbung in der linken Leiste, nimmt sie aber nicht ernst. Erst als Schmerzen hinzukommen, sucht er seinen Hausarzt auf, der zunächst einen Leistenbruch vermutet. Schließlich verspürt Matthias Barth die Schmerzen auch in der rechten Leiste und in den Beinen, wird weiter untersucht und erhält die Diagnose Lymphdrüsenkrebs – auch Lymphom genannt. Von September 2022 bis Januar 2023 bekommt er eine Chemotherapie.

Als er kurze Zeit nach der Behandlung einen Rückfall erleidet und die Krankheit rasch fortschreitet, wird er in unser Klinikum eingewiesen. Von den Lymphknoten am Hals und im Brustkorb bis hin zum Bauchraum breitet sich der aggressive Lymphdrüsenkrebs schnell im ganzen Körper aus. Die erste Rückfall-Chemotherapie sollte den Krankheitsverlauf bremsen – doch völlig ohne Erfolg. Im August 2023 hat der Patient einen faustgroßen Tumor am Kopf, der von den Halslymphknoten in den Schädel hineingewachsen ist, auf die Blutgefäße drückt und große Schmerzen verursacht.

„Aufgrund des rasanten Krankheitsverlaufs und der völligen Chemotherapie-Resistenz mussten wir zügig handeln und haben die hochmoderne CAR-T-Zelltherapie durchgeführt“, sagt Prof. Dr. Mathias Hänel, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie. „Bei der maßgeschneiderten Behandlung werden patienteneigene Abwehrzellen entnommen, genetisch modifiziert und wieder in die Blutbahn gebracht. Im Körper werden diese Zellen dann aktiviert, damit sie die Krebszellen erkennen und vernichten können.“

Dann geht alles ganz schnell: Am 14. August wird die Apherese durchgeführt – das Herausfiltern der Abwehrzellen aus dem Blut. Um die weit fortgeschrittene Krankheit einzudämmen, beginnt am nächsten Tag eine zweite Rückfall-Chemotherapie, die erneut nicht anschlägt. Nachdem die CAR-T-Zellen hergestellt sind, werden sie dem Patienten am 14. September verabreicht. Kaum zu glauben: Bei der Kontrolluntersuchung einen Monat später ist das Tumorgewebe wie durch ein Wunder komplett verschwunden.

„Als ich die Diagnose erhalten habe, war ich sehr niedergeschlagen und fühlte mich hilflos, das war eine psychische Belastung. Aber Aufgeben kam für mich nicht in Frage – irgendwann hat mich der Kampfgeist gepackt“, erinnert sich der 53-Jährige aus Aue. „Über die Betreuung und das Personal in der Klinik kann ich nur Gutes berichten. Hätte ich die Behandlung nicht bekommen, wäre ich jetzt nicht mehr hier.“

Matthias Barth wird immer noch regelmäßig untersucht, bislang ist der Krebs nicht zurückgekehrt. Bei seinem Besuch in der Klinik vor wenigen Tagen besuchte er sein ehemaliges Zimmer auf Station und traf dabei auf seinen behandelnden Arzt Hatem Emad Nasr.

Die CAR-T-Zelltherapie kommt bei therapieresistenten Blut- und Lymphdrüsenkrebs-Erkrankungen und nach umfangreicher Vortherapie zum Einsatz, wenn eine Heilung durch bislang etablierte Chemo- und Immuntherapien nicht mehr möglich erscheint. Unsere Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie ist seit Januar 2023 eines von derzeit 45 hochspezialisierten CAR-Zell-Zentren in Deutschland, die diese innovative Immuntherapie anbieten. Nur 19 der 45 Klinika sind für alle sechs derzeit in Deutschland kommerziell verfügbaren CAR-T-Zell-Produkte zugelassen, darunter auch das Klinikum Chemnitz.

Hier gibt es mehr Informationen zur CAR-T-Zelltherapie.

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